Für Saucenfans: Estragonhuhn

Schon lange gab es hier nichts Fleischiges mehr, noch dazu gibt es heute hier schon wieder eine Premiere, denn noch niemals nicht im Leben habe ich auch nur eine Sache von Tim Mälzer nachgekocht.
Ich mag ihn einfach nicht besonders, seine schnodderiges Mundwerk und die Art und Weise, wie er etwas lieblos und hektisch mit dem Essen umgeht ist einfach nicht mein Ding.

Als ich aber auf der Suche nach einem sommerlichen Hühnchengericht mit Kräutern bei Micha und bei Valentinas Kochbuch dieses wundervolle Estragonhuhn, das in einer Zusammenarbeit mit Witzigmann entwickelt wurde, entdeckt habe, war es um mich geschehen.
Ich liebe frischen Estragon und meiner war schon bestens für eine erste Ernte geeignet, also ran an Topf, ran an das Huhn und losgelegt.

Was soll ich sagen – es war genau das, was ich gesucht habe, ein ganz tolles sommerliches Hühnchen, das nur ein bisschen Baguette und einen Salat dazu braucht.
Unglaublich köstliche, würzige Sauce und sehr viel davon, auf jeden Fall ein Gericht für Saucenliebhaber!

Dieses Huhn wurde auf jeden Fall ins Repertoire der liebsten sommerlichen Geflügelgerichte aufgenommen und ich bin mir sicher, das gibt es bald wieder.

Falls ihr Estragon im Topf kauft, achtet unbedingt darauf, dass es französischer ist und auf gar keinen Fall russischer, der geschmacksarm und fade ist.
Wenn ihr an den Blättern riecht, muss ein wirklich intensiver anisähnlicher Duft kommen, sonst ist es kein richtiger französischer Estragon.

Ein paar kleine Änderungen gab es dann doch, nachdem ich trotz Einkaufszettel tatsächlich die braunen Champignons vergessen habe, verwendete ich einfach eine Handvoll eingeweichte getrocknete Steinpilze samt Einweichwasser von unseren letzten Herbstfunden.
Micha hat das genauso gehandhabt und ich fand die Sauce so eigentlich perfekt, nur beim Wein würde ich einen Tick weniger nehmen, da durch den Essig schon ordentlich Säure am Gericht ist.
Statt der frischen Tomaten hab ich eine Dose mit süßen italienischen Kirschtomaten genommen und eingekocht.

Zutaten für 1 Huhn:

450 g Tomaten (1 Dose Kirschtomaten)
7 EL Olivenöl
1 Prise Zucker
Salz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 weiße Zwiebel
3 Schalotten
6 frische Knoblauchzehen
1 Huhn (ersetzt durch 4 kleine Keulchen)
20 g Butter
2 Lorbeerblätter
4 Stängel Estragon
25 ml Estragonessig
100 ml Weißwein (würde ein bisschen weniger empfehlen, es war insgesamt etwas zu viel Säure)
150 ml Geflügelfond
1 TL Dijonsenf
1 EL Tomatenmark
250 g Sahne
200 g kleine, möglichst gleich große Steinpilze oder rosa Champignons (ersetzt durch eine Handvoll getrocknete, eingeweicht Steinpilze samt Einweichwasser)
1 TL Zitronensaft

Zubereitung

Tomaten kreuzweise einritzen, mit heißem Wasser überbrühen, häuten, halbieren, entkernen und grob zerkleinern.  1 EL Olivenöl erhitzen. Tomaten darin mit 1 Prise Zucker, Salz und Pfeffer langsam zu einem Mus einkochen lassen.

Weiße Zwiebel schälen und würfeln. Schalotten schälen. Knoblauchzehen ungeschält etwas andrücken. Das Huhn in 8 Stücke teilen. Mit Salz und Pfeffer würzen.

Backofen auf 190 Grad (Umluft 170 Grad) vorheizen. Butter und 2 EL Olivenöl in einem Schmortopf erhitzen. Die Hühnerteile darin von allen Seiten anbraten. Zwiebelwürfel, Knoblauch, Lorbeerblätter und 2 Stängel Estragon zugeben und ebenfalls anbraten. Danach im Backofen auf der mittleren Schiene etwa 20 Minuten schmoren. Nach 10 Minuten Estragonessig darüberträufeln und weiterschmoren.

Geflügelteile aus dem Schmortopf heben und warm stellen. 2 EL Olivenöl zum Schmorfond geben. Schalotten hinzufügen (im Rezept stand nichts weiter dazu, ich hab sie in grobe Stücke geschnitten) und anbraten. Mit Weißwein ablöschen. Geflügelfond dazugießen, Senf und Tomatenmark unterrühren. Alles um die Hälfte einkochen lassen. Das eingekochte Tomatenmus und die Sahne unterrühren. Erneut würzen. Geflügelteile wieder hineingeben und im Ofen auf der mittleren Schiene weitere 15 Minuten schmoren.

Pilze mit Zitronensaft beträufeln (ich würde den Zitronensaft nicht vorm Braten daran geben, trockene Pilze braten besser. Lieber danach. Aber nachdem ich sie vergessen habe, hat sich das mit dem Pilzebraten ja eh erledigt, praktisch), würzen und im restlichen Olivenöl (2 EL) etwa 4 Minuten braten. Pilze etwa 5 Minuten vor Ende der Garzeit zum Huhn geben und mitschmoren. Estragonblättchen von den übrigen beiden Stängeln zupfen und fein schneiden. Huhn aus dem Ofen nehmen, erneut abschmecken und mit Estragonblättchen bestreut servieren. Dazu passt Baguette oder ein rustikaleres Stück Brot, wir hatten hier ein paar Olivenstangen dazu und einen gemischten Salat.

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16 Kommentare zu Für Saucenfans: Estragonhuhn

  1. Micha sagt:

    Dieses Gericht habe ich auch allerbestens in Erinnerung – absolut köstlich, das sehe ich wie du!

    viele liebe Grüße…

  2. Schokozwerg sagt:

    Estragon habe ich vor nicht langer Zeit erst entdeckt und bin erstaunt, wie gut er mir mundet. Sieht köstlich aus, klingt köstlich – ich werde doch mal wieder etwas Geflügeliges zubereiten müssen 😀 Viele Grüße!

    • Britta sagt:

      Ich hab jetzt endlich auch meinen Mann dafür begeistern können 😉 er mochte ihn anfangs nicht so sehr, ich liebe ihn schon immer. Auch so toll in Senfsaucen…

  3. Mälzer-Fan bin ich auch nicht grade…..aber das tönt klasse. Ich liebe Hühnchen, Estragon und Saucen 🙂

    • Britta sagt:

      Ich hab immer den Eindruck, Mälzer ist eher was für Leute, die nicht sooo kochbegeistert sind wie wir 😉 Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

  4. Sandra Gu sagt:

    Das sieht wirklich seeeehr lecker aus! So ein Schenkelchen würde ich jetzt nehmen!
    Werde das leckere Essen mal umbasteln in ein schnelles Pfannengericht, dann kann ich es unter der Woche mal kochen 😀

    Und die Schmorvariante gibt es dann im Winter am Wochenende, da kanns im Ofen brunzeln während wir eine Runde spazieren gehen 🙂

    • Britta sagt:

      Och, im Sommer kann man auch schöne Dinge tun während das Teil im Ofen schmort 😉 geht aber sicher auch in einer großen Pfanne!

  5. Eva sagt:

    Mist, wo soll ich bloß Estragon auftreiben? In meinen kleinen Balkonkräuterkästen war einfach kein Platz mehr… Ich werde es mal auf dem Markt probieren. Die Sauce zieht mich magisch an.
    Ich musste ein wenig schmunzeln, als ich deine Hühnerbeine im Topf sah. Ich habe ein ähnliches Bild von einem baskischen Huhn (gleicher Topf :-))…

    • Britta sagt:

      Ja, die Topfgerichte sehen oft doch alle recht ähnlich aus 😉 kenn ich! Und sonderlich fotogen sind sie ja meistens auch nicht.

  6. Kann man sich das bei euch wirklich aussuchen, ob man französischen oder russischen Estragon kauft? Hier in Wien schaut’s mau aus mit der Auswahl. Hier kriegt man einfach Estragon und den nimmt man oder lässt es bleiben. Ich habe bis heute keine Ahnung, was ich für einen Estragon habe.

    • Britta sagt:

      Also in gut sortierten Gärtnereien oder so bekommt man den französischen problemlos, ich hab meinen beim Gemüse- und Pflanzendealer meines Vertrauens gekauft, die haben aber auch eine tolle Auswahl.
      Wenn er gut duftet und schmeckt, ist es französischer 🙂 das steht meistens auch drauf, beim russischen steht wohlweislich meistens – nichts 😀

  7. Ich habe bisher auch noch nie etwas von Tim Mälzer nachgekocht, Estragon mag ich auch nicht, aaaaber dieses Gericht spricht mich trotzdem an, sowohl optisch, denn Deine Fotos sind mal wieder spitze, als auch durch Deine Beschreibung, einfach nur mundwässsernd 😉

  8. Heike sagt:

    Ahh, das kommt mir für den wuchernden Estragon gerade recht.
    Beim Estragonkauf wirklich aufpassen, den ohne Aroma gibt es gerade in den Supermärkten recht häufig und der schmeckt wirklich nach GAR nichts. Aber auch auf dem französischen steht meistens nur „Estragon“ drauf.

    • Britta sagt:

      Auf meinem diesjährigen stand französisch drauf 😀 der letzte ist mir leider über den Winter erfroren, bin aber selbst schuld *schäm*

  9. Es geht mir ähnlich mit Mälzer…aber hin und wieder trifft er dann doch wieder genau meinen Geschmack, und dieses Rezept hier klingt wirklich gar köstlich!

    Lg, Vanessa

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